Kunstknallen

Der Kunstknall macht Kunstknallen 

von Januar – Juni 2024
10 x Tandemausstellung + 1 Performanceprojekt 
von und mit Künstler:innen der HfBK Dresden
im BIAS, Rudolf-Leonhard-Straße 19, 01097 Dresden

Kunst lebt von Kooperationen, genau dies hat das Ausstellungsprojekt KUNSTKNALLEN der HfBK Dresden vor und dies selbstverständlich ebenfalls in Kooperation, mit dem Kunstraum BIAS. Das BIAS in der Dresdner Neustadt nimmt das Projekt nicht nur räumlich auf, sondern unterstützt dankenswert auch mit seiner Infrastruktur. Kooperieren werden weiterhin elf Tandems aus aktuell Studierende und Absolvent:innen der HfBK Dresden in zehn Ausstellungsprojekten und einem Performance Projekt.

Es werden Arbeiten von Künstler:innen korrespondieren, die zu ganz unterschiedlichen Zeiten an der HfBK Dresden studierten bzw. dies aktuell noch tun. Verschiedenen künstlerischen Formaten blicken wir gespannt entgegen – seien es immersive Inszenierungen, Performances, Installationen, Videoprojekte, Malereien der Fakultäten I und II der HfBK Dresden.

Ein Austausch auf Augenhöhe und in viele Richtungen zwischen den beteiligten Künstler:innen, dem Publikum und der Kunst.

Unterstützt und gefördert wird das Projekt von dresden|exists und dem Freundeskreis der HfBK Dresden.

AKTUELL

Die nächste Ausstellung wird am 18.4., 19 Uhr eröffnet mit Arbeiten der Künstler:innen Eric Beier & Gyde Beck

Eric Beier                                                               Gyde Becker

KUNSTKNALLEN #7
18.4. – 27.4.
Revolving Obstacles

Eric Beier & Gyde Becker

Bösartige Kreise
Eine Kreisbewegung offenbart die Unmöglichkeit einer Annäherung trotz einer zielgerichteten
Fortbewegung sehr eindringlich: das Sich-im-Kreis-Drehen, ohne erkennbare Berührung, ohne
Möglichkeit, überhaupt in den Bereich des Möglichen gerückt zu werden.
Das Zirkulieren bei gleichzeitig erwünschter, jedoch nie erreichter Berührung, hat in unserer
Sprache einen festen Platz. Das „Um den heißen Brei reden“ oder das „Mit der Kirche ums Dorf
fahren“ verweist immer auf eine fehlende Ankunft, ein Nicht-Erreichen des Ziels oder einen
unnötigen, peinlichen Umweg. Es ist immer Ausdruck einer Verfehlung oder einer fehlenden
Entschlossenheit, ganz egal welche Zwänge dafür als Entschuldigung ausgemacht werden
können.
Seien es gesellschaftliche, finanzielle oder rein moralische, so ist mit der Anspielung auf eine
Umkreisung immer auch eine vermeintliche Unfähigkeit gemeint: die Unfähigkeit, zielgerichtet
und konstruktiv zu handeln, während man sich in Widersprüche verwickelt, anstatt aus eigenem
Antrieb einem immer wiederkehrenden Zyklus, dem Gefangen-Sein, zu entfliehen.
Oft wünschen wir uns, es solle doch eine völlig neue Realität Wirklichkeit werden. Doch wir
haben das quälende Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen, obwohl wir uns – mit Vernunft
betrachtet – aus solchen „Teufelskreisen“ lösen müssten, weil wir es können.

GEÖFFNET 18 – 21 Uhr (außer 20.4./22. – 24.4.)

TERMINE
26.04.2024 19:30 Artist-Talk mit Gyde Becker

 

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VERGANGENE AUSSTELLUNGEN/VERANSTALTUNGEN

Den KUNSTKNALLEN-Auftakt machten am 18.01., 19 Uhr, die Künstler:innen Dina Zaitev und Lisa Rüger mit Ihrer Ausstellung “Agatha left me”.

Agatha left me 
Dina Zaitev & Lisa Rüger, Installation, Video
18.01.2024, 19 Uhr | Kunstknallen #1 | BIAS, Rudolf-Leonhard-Straße 19, 01097 Dresden

Wo entstehen Schutzräume und für wen erschaffen wir Kunst?

Minne di sant’agata heißen einige der „funny pastries“, die mit Kirschen verziert die Bäckereien in den sizilianischen Straßen schmücken. Benannt nach Agatha von Catania. Ob Agathabrot oder Minni di virgini, sie alle sind essbare Darstellungen Agathas runder Brüste. Brüste, die ihr mit Zangen abgeschnitten wurden, weil sie sich der Heirat verweigerte um ihre „Jungfräulichkeit“ zu behalten. Zur Strafe gefoltert, ist sie heute eine verehrte Heilige und Schutzpatronin. Ihre Attribute, die abgeschnittenen Brüste auf einem Tablett, verzieren weiterhin mittelalterliche Gemälde und Theken italienischer Gebäckverkäufer:innen und bilden für diese Arbeit Schnittstelle und Reflexionsraum.

Agatha left me ist ein Dialog zwischen Trost und Trauer, zwischen Leid, Realitätsflucht und Selbstfindung; zwischen Wut, Pop und Projektion; zwischen Identität, Geschlecht, Körper und Gesellschaft. Ein Dialog zwischen zwei künstlerischen Positionen und ihren verschiedenen Bewältigungsstrategien mit struktureller, expliziter Gewalt und sexualisierter Gewalt an Körpern zu begegnen. Hier präsentiert von Dina Zaitev und Lisa Rüger, Meisterschülerin und Alumni der HfBK Dresden.

  • 19.01.2024 17:00 Artist-Talk
  • 25.01.2024 mit Performance (Teil des OPEN STUDIO des Bühnen-& Kostümbild Studiengangs)
  • 27.01.2024 17:00 Finissage mit Performance

Ausstellung ab 16 Jahren, geöffnet 18.–27.01.2024 | 17 bis 20 Uhr | nicht geöffnet am 22. & 23.01.

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KUNSTKNALLEN#2 1.2. – 10.2.

   
Ludiwig Kupfer (2019), o.T.                   Anna Lorenzana (2023), Times-New-Roman-(Screenshot-series)

Anna Lorenzana & Ludwig Kupfer
Eröffnung: 1.2., 19 Uhr

Fotografische Perspektiven auf unsere alltägliche Umgebung sind für die Künstler:innen Anna Lorenzana und Ludwig Kupfer der Beginn für ihre jeweiligen künstlerischen Positionen. Für beide ist es ein Mittel der Untersuchung menschengemachter Form und Oberflächen. Im Ausgangspunkt und dem künstlerischen Interesse im Geiste verwandt, ziehen Sie doch unterschiedliche Schlüsse für Ihre Arbeiten und setzen jeweils einen anderen Fokus.

So entstehen bei Kupfer keine Ansichten von Architekturen, vielmehr sind es Bruchstücke und Fragmente, die die Seherinnerung der Betrachter:innen anregen, aber keine Klarheit über das Gesehene verschaffen. Die Bildelemente erinnern sowohl an architektonische, wie auch an typografische Formen und Symbole, die aus den fotografischen Studien nun in einen anderen, malerischen Kontext übertragen und verfremdet werden. Denselben Ursprung hat die Farbgebung seiner Malereien, die architektonischen Oberflächen entnommen werden, beispielsweise Fassaden, Werbetafeln oder Signalmarkierungen.

Lorenzana wiederum nutzt Bildschirmfotos als Ausgangsmaterial, um Details der Bedienoberflächen von Computersystemen der 1990er Jahre einzufangen. Die Übersetzung dieser Artefakte erfolgt in Materialien wie Mosaik und Keramik. Seit der Antike sind dies Techniken, mit denen Eindrücke und Geschichten langfristig bewahrt und erhalten werden können.

Ludwig Kupfer studierte von 2010 – 2016 an der HfBK Dresden als Meisterschüler und ist seit 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Gestaltungslehre an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Dresden in der Lehre tätig.

Anna Lorenzana studiert seit  2019 an der HfBK Dresden Bildende Kunst bei Prof. Nevin Aladağ. 

GEÖFFNET 16 – 19 Uhr (außer 5./6.2.)

TERMINE
08.02.2024 17:00 Artist-Talk mit Ludwig Kupfer: Zwischen Wissenschaft, Kunst und Lehre

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KUNSTKNALLEN#3 15.2. – 24.2.

  

Nima Emami (2023), Dreambloom        Deborah Geppert, Illusionsion of separation (2023) Multimedia Installation

„Dreaming Reality“
NIMA EMAMI & DEBORAH GEPPERT
Eröffnung: 15.2., 19 Uhr

Die kritische Auseinandersetzung des menschlichen Bezugs zu Natur und Gesellschaft verwandeln die Künstler:innen Nima Emami und Deborah Geppert in eine Traumwelt voller schöner und ästhetischer Formen, Farben und Kontexten. Es entsteht ein eigenes kleines Universum, dass die Besucher:innen an das oft Vergessene – die Schönheit und die wundervolle Unfassbarkeit unseres Heimatplaneten – erinnern soll.

Ihr Ziel im Rahmen dieser Ausstellung ist es im gemeinsamen Prozess und Schaffen, den Raum mit etlichen Medien zu bespielen und einzunehmen, sei es anhand von Deborah Gepperts 3D-Animationen, oder Nima Emamis (Wand-) Malereien. Es soll eine vielschichtige Atmosphäre entstehen in der die fast absurd schönen und knalligen Farben, die in der Natur vorkommen, den Innenraum verwandeln. Eine fast schon überzogene Welt voller sinnlich verzaubernder Eindrücke wird von den beiden Künstler:innen erschaffen, gleichwohl im Respekt darum, dem Original nicht wirklich umfassend nahe kommen zu können.

GEÖFFNET 16 – 19 Uhr (außer 20.2.)

TERMINE
19.02.2024 16:00 Artist-Talk mit Deborah Geppert: Kunst und Produktionskosten
22.02.2024 18 Uhr DINNER mit Nima & Deborah

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KUNSTKNALLEN #4 29.2. – 9.3.

 

Virginia Lorenzetti, I met myself halfway (2023)     Stefan Lenke, Austellungsansicht (2023)

Beyond the glitch

VIRGINIA LORENZETTI & STEFAN LENKE
Eröffnung: 29.2., 19 Uhr

Vielschichtigkeit auf vielen Ebenen und diese gekonnt eingefasst im Rahmen einzelner Werke ist dem in Jena geborene Stefan Lenke (1976) und der aus Rom stammende Virginia Lorenzetti (geb. 1998) eigen. Im visuellen Rythmus vergleichbarer Themen und dem Greifen zu ähnlichen optischen Strategien vereinen sich ihre Arbeiten.

Dabei treffen kleine Störungen harmonischer Strukturen in den Arbeiten von Lenke auf die Harmonisierung der Willkür bei Lorenzetti und münden in einen gemeinsamen Dialog.

Ihre Arbeiten überraschen einzeln und gemeinsam durch scheinbare Widersprüche und Überlappungen, sie reizen das Auge und die Gedanken der Betrachter:innen. Melancholie trifft auf Freude und irgendwo zwischen den Schichten bekommt man eine kaum greifbare Frage – wo transferiert sich die Form in das Gefühl?

GEÖFFNET 16 – 19 Uhr (außer 04./05.03.)

TERMINE
01.03.2024 15:00 Artist-Talk mit Stefan Lenke: Kunstmarkt, Jobs, Universität

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KUNSTKNALLEN #5 14.3. – 23.3.

 
Lydia Henkel                                       Amelie Sabbagh

Unter Decken

Lydia Henkel & Amelie Sabbagh
Eröffnung 14.03., 19 Uhr

Komm wieder raus zum Spielen, aber versteck dich nicht.
Unter Decken verhandelt Bedürfnisse, ein Gefühl, individuell oder kollektiv wahrgenommen. Lass uns spielen und was bauen, etwas aufbauen, eine Deckenhöhle mit Gerüst, eine Bude, ein Versteck. Komm versteck dich, mit mir. Wann greift diese Geborgenheit, wann laden wir uns gegenseitig ein, mit zu kommen, unter Decken, in Räume die einem Individuum Schutz bieten, aber auch isolieren können. Zwischen Zimmerdecke und Bettdecke gibt es viel Rastlosigkeit, die Falten des Lakens hinterlassen Spuren auf der Haut, zwischen Schädeldecke und Bauchdecke wölbt sich ein Körper, unter Decken. Wann sind wir innen und wann außen, wo verlaufen die Grenzen von Sicherheit, Geborgenheit und Akzeptanz. Wir sollten Raster hinter uns lassen, bewusst fallen, durchfallen, um in selbstangelegten Netzen, unsere Fragmente einzusammeln, festzuhalten, zu beschützen und auszuruhen. Komm wieder raus zum Spielen, aber versteck dich nicht allein.

GEÖFFNET 16 – 19 Uhr (außer 18./19.3.)

TERMINE
20.03.2024 18:00 Artist-Talk mit Amelie Sabbagh: Arbeiten in der Freien Szene

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KUNSTKNALLEN #6 4.4. – 13.4.

 
Theo Krauß                                                                              Rebekka Homann

Es wird bald hell und wir haben nicht ewig Zeit

Theo Krauß & Rebekka Homann
Eröffnung 4.4., 19 Uhr

Ich versuche mich zu erinnern, wie ich hierhin gekommen bin, ohne dabei zurückdenken zu müssen, denn das könnte zu sehr wehtun. Ich muss daran denken, wie ich mit Mark unter der Autobahnbrücke geknutscht habe, nachdem er mir auf Reddit r/ratemycock gezeigt hat. Das war schwuler Wissensaustausch in Wurzen. Wie bin ich nur hierhin gekommen? Autobahnbrücke… zwei Pfeiler wie das Tor zu einem Mausoleum. Roter Lippenstift in Sachsen, Alter. Ich will deinen Anfangsbuchstaben gar nicht mit meinem zusammen in ein Herz schreiben, das kannst du vergessen.
Knutschen können wir trotzdem, hier ist ja sonst keiner.

In der Ausstellung Es wird bald hell und wir haben nicht ewig Zeit führen Rebekka Homann und Theo Krauß ihre unterschiedlichen Perspektiven auf queeres Aufwachsen in der Provinz zusammen.
Dabei spielen sie an Nicht-Räume, liminal spaces, an. Diese repräsentieren ein gewisses Gefühl von nicht-ausgelebter Queerness, welches die Künstler*innen in ihrer Teenagerzeit sowie nach Trennungen aus romantischen Beziehungen verspürt haben. Parallel dazu können Nicht-Räume auch für cruising-Orte stehen.
Diese Doppeldeutigkeit ist beabsichtigt, bezieht sich hier jedoch auf unerfüllte Sehnsüchte: Räume die sich zwischen der Idee von dem was sein könnte und der Einsamkeit des ländlichen Aufwachsens bewegen.

Das beschriebene Gefühl unausgelebter Queerness lässt sich am besten darin zusammenfassen, ein bystander zu sein, eine rohe Idee davon zu haben, was man erleben möchte, es jedoch nicht ausleben zu können. Eine Metapher, welche die Künstler:innen für dieses Gefühl gefunden haben: sich in einer sozialen Situation wie ein Hund in einer Bar zu fühlen: Dabei sein ohne zu partizipieren, Entertainer sein, bystander sein. I dont want to be funny anymore.

bystander sein auch im digitalen Raum: Beobachten, imitieren, lurking. Das Erschaffen eigener Räume durch chronisches Online-sein und Gaming.
Dies ist auch mit einem begrenzten Handlungsspielraum verbunden. Eine Begrenzung, die dadurch entsteht, dass man bis zu einem gewissen Alter an einen Ort gebunden ist, welcher auch die eigenen Erfahrungen einschränkt.

Aber es wird bald hell und wir haben nicht ewig Zeit.

GEÖFFNET 16 – 19 Uhr (außer 8./9.4.)

TERMINE
11.04.2024 19:00 Artist-Talk mit Rebekka Homann

 

https://www.instagram.com/kunstknalldresden/