Kunst auf jedem Korridor.
Auf neun Etage des Holiday Inn Express Dresden entstanden 2025 Kunstwerke, im Rahmen eines Wettbewerbs der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Dieser wurde in Zusammenarbeit mit dem Holiday Inn Express Dresden Zentrum / LRO Hospitality durchgeführt und unterstützt. Die einzige thematische Vorgabe war: Die Werke sollen eine Verbindung zu Dresden haben.
Entstanden ist eine dauerhafte Sammlung mit Werken von: Ronja Richter, Theresa Haupt & Seojeong Park, Tim Abels, Cosima Geiser, Fritz Kautge, Eunhyae Im, Victoria Gentsch, Sebastian Lang, Gila Epshtein. Die Künstler:innen interpretierten Dresden auf ihre jeweils eigene Weise. Sie erzählen von besonderen Orten, einzigartigen Stimmungen und persönlichen Geschichten.
Im Nachfolgenden werden die Arbeiten etagenweise vorgestellt.
Etage 2
Ronja Richter
Tagebuch, Pigment auf Keramik, verschiedene Größen
2025
Bei ihrer Arbeit Tagebuch hat Ronja Richter Pigmente benutzt und diese auf Keramikkacheln aufgetragen. Die 70 Kacheln in verschiedenen Größen sind von ihr selbst geschnitten wurden und nach dem Schrühbrand mit dem Pinsel bemalt. Zu sehen sind skizzenhafte Motive, die
als Tagebucheinträge verstanden werden können. Sie zeigen bekannte Orte Dresdens, aber auch kleine, versteckte Ecken, die für die Künstlerin besondere Bedeutung haben.
Die Kacheln sind einerseits eine Referenz an den Fürstenzug auf der Augustusstraße, das 102 Meter lange Porzellanwandbild gilt als das größte seiner Art weltweit. Andererseits eine persönliche und zugleich poetische Erzählung der Stadt.
Welchen Ort würden Sie mit einer Zeichnung festhalten?
Ronja Richter | *2002 in Hartmannsdorf bei Chemnitz | www.ronjarichter.eu | Instagram: @mandarirene
Etage 3
Theresa Haupt & Seojeong Park
Liebe Grüße, Malereien und Text auf MDF-Platten, verschiedene Größen
2025
Ein Hotel ist mehr als eine Unterkunft – es ist ein Raum für Begegnung und Austausch.
Das Künstlerinnen-Kollektiv Theresa Haupt und Seojeong Park nutzt dieses Potenzial, um Dresdens bekannte und verborgene Wahrzeichen in Form von Postkarten und Briefen erlebbar zu machen.
Die Bildserie zeigt die schönsten Sehenswürdigkeiten, geheime Orte und kulinarische Besonderheiten Dresdens und seiner Umgebung. Dabei verbinden sich zwei Perspektiven: die einer gebürtigen Dresdnerin und die einer Zugezogenen. So entsteht ein Werk, das sowohl den Geist eines warmen Willkommens als auch die Neugier auf das Unbekannte ausdrückt.
Die Malereien im Korridor laden zum Erkunden ein und verknüpfen klassische Postkartenmotive mit der lebendigen Ästhetik traditioneller Tuschezeichnungen und Urbansketching. Die bewusst reduzierte Farbpalette: ein zartes Blau verweist auf die Nähe zur Elbe, ein leuchtendes Neonorange symbolisiert Neugier und freudige Erwartung.
Schreiben Sie noch Postkarten, wenn Sie auf Reisen sind?
Seojeong Park | *1990 in Cheonan, Korea | Instagram: @seojeong_park
Theresa Haupt | *2002 in Dresden | Instagram: @thezi_ink
Etage 4
Tim Abels
Stadtrundgang
Fieldrecordings, Siebdruck
2025
Wie klingt Dresden? Tim Abels hat für diesen Korridor Klänge im Stadtraum gesammelt.
Zu den Bildern der jeweiligen Orte finden Sie QR-Codes, die Sie zu einer Webseite führen. Dort können Sie die Klänge anhören. Eine interaktive Karte zeigt alle Orte der Aufnahmen.
Die Klänge wurden binaural aufgenommen. Hören Sie die Aufnahmen mit Kopfhörern. So vermitteln sie das Gefühl, als befände man sich tatsächlich vor Ort. Schließen Sie gern die Augen und tauchen Sie ein!
Haben Sie vielleicht einen eigenen typischen Dresden-Klang gefunden?
Tim Abels | *1998 in Kaiserslautern | timabels.com | Instagram: @janek_tim
Etage 5
Cosima Geiser
Pärchen III, Acetontransfer
2025
In diesem Hotelkorridor zeigt Cosima Geiser eine Weiterführung einer früheren Arbeit: Aus Fotos von Paaren, aufgenommen vor ihrem Atelierfenster in der Dresdner Innenstadt, formte sie ein Archiv der Begegnungen.
Einige dieser Fotografien wurden per Hand mit Acetontransfer auf Papier übertragen. Durch diese Technik erhalten die oft nah herangezoomten und verpixelten Bilder eine ungewöhnliche, buntstiftartige Ästhetik.
Die entstandenen Bildstreifen sind entlang der Wände montiert und führen wie ein Band durch den Korridor.
In welcher flüchtigen Begegnung könnten auch Sie ein Reisender in diesem Band der Geschichten sein?
Cosima Geiser | * 1996 in München | cosimageiser.de | Instagram: @cosy_mer
Etage 6
Fritz Kautge
Elbtal, Leinwände mit Frottage und Zeichnungen, verschiedene Größen
2025
Haben Sie keine Angst vor Grasflecken und statten den Elbwiesen einen Besuch ab. Genau dort ist Dresden ein Idyll an der Elbe, und viele Wahrzeichen lassen sich vom Neustädter Ufer aufgereiht betrachten. Fritz Kautge würdigt dies mit echten Grasflecken in seinen Bildern: „Eine Form, die wir alle kennen und die auch Sie hoffentlich an Kindheitserinnerungen erinnert. Ich bin in der Umgebung aufgewachsen und kenne die Stadt seit ich ein kleiner Junge war – ihre zahlreichen Facetten und ihre prachtvollen Bauten.“
Lassen Sie sich einladen, die Stadt zu erkunden und auf sich wirken zu lassen. Achten Sie dabei auch den Boden, auf dem Sie stehen. Neben den Grasflecken hat der Künstler den Boden vor den Sehenswürdigkeiten mittels Frottage, einer Technik zur Abreibung von Oberflächenstrukturen, in die Arbeiten integriert. Ergänzt werden diese Spuren durch Silhouetten bekannter Wahrzeichen, die Sie auch in jedem Stadtführer finden.
Welche Spuren möchten Sie auf Ihrer Reise durch Dresden entdecken?
Fritz Kautge | *2004 in Elsterwerda | Instagram: @frischen.fritzen
Etage 7
Eunhyae Im
Spiegelprojekte. 2023-2024, Dresden, Fotografien, verschiedene Größen
2025
In den Jahren 2023 und 2024 realisierte Eunhyae Im in Dresden zwei ungewöhnliche Spiegel-Performances: Einmal fuhr sie mit 20 Spiegeln auf dem Fahrrad durch die Altstadt.
Ein anderes Mal reiste sie mit elf Performer:innen mit je einem Spiegel in der Straßenbahnlinie 7, spiegelten die Fahrgäste und stiegen an jeder Haltestelle aus.
Die Spiegel zeigen nicht nur einfache Reflexionen, sondern machen auch sichtbar, was unserem direkten Blick normalerweise entgeht. Sie fangen fragmentarische Eindrücke der Umgebung ein. In jedem Raum entsteht, bewusst oder unbewusst, ein ‚Theater des Nicht-Ortes‘ – an Stellen, die wir sonst übersehen, oder wo sich beim Wechsel der Perspektive Unerwartetes offenbart.
Die entstandenen Fotografien halten nicht nur Momente der Performances fest, sondern eröffnen auch ungewohnte Blickwinkel auf Dresden, abseits der üblichen Reiseführer-Bilder.
Sie fangen das besondere Dämmerungslicht der Stadt ein und folgen dem Verlauf der Linie 7, die rechts- wie linkselbisch unterwegs ist.
Was entdecken Sie Besonderes, wenn Sie in Dresden unterwegs sind?
Eunhyae Im | 1996 in Bucheon, Südkorea | eunhyaeim.com | Instagram: @uniuneuni
Unterstützt wurde die Künstlerin bei den Fotografien: © HfBK Dresden, Selin Acarbaş (Für Fahrrad Spiegel) & © Antonia Pfitzner(Bahn Spiegel)
Etage 8
Victoria Gentsch
NACHBARSCHAFT II, Dia-Installationen
2025
Wissen Sie, dass Sie in einem bedeutenden Architekturensemble der Nachkriegsmoderne übernachten? Das Holiday Inn ist Teil eines Ensembles, das mit der Lijnbaan in Rotterdam oder der Kasseler Treppe verglichen wird und zu den Vordenkern dieser Bauweise zählt u.a. Le Corbusier. Dieses Gebäude und viele weitere Bauten der Prager Straße sind selbst eine Sehenswürdigkeit und liegen nur wenige Gehminuten von bekannten Dresdner Wahrzeichen wie Frauenkirche, Zwinger und Semperoper entfernt.
Letztere können Sie hier auf der Etage in historischen Aufnahmen in Diaschaukästen entdecken. Werden die Bilder mit dem Licht Ihrer (Smartphone-)Taschenlampe von unten beleuchtet, erwachen sie zum Leben. Das Werk schlägt eine Brücke zwischen traditioneller Technik und digitaler Welt. Bitte berühren Sie die sensiblen Dias nicht, um sie zu schützen.
Eine weitere Dresdner Besonderheit war die Fototechnik: Das Unternehmen VEB Pentacon erreichte weltweite Bekanntheit mit der Fertigung hochwertiger analoger Kameras. Markant war auch die Präsenz von Pentacon in der Stadt. Große Leuchtreklamen zierten die Fassaden an der Prager Straße, und Gäste konnten direkt über das Hotel Pentacon-Kameras ausleihen – ein exklusives Angebot, da diese Kameras im DDR-Inland kaum erhältlich waren.
Nach dem Konkurs westdeutscher Kamerahersteller in den 70er und 80er Jahren avancierte Dresden zum beinahe alleinigen Standort für die Produktion hochwertiger deutscher Kameras. Ein besonderes Kapitel der Dresdner Kamerageschichte schrieb Kosmonaut Siegmund Jähn: Als erster Deutscher im Weltall fotografierte er mit einer Praktica EE2 und einer Pentacon Six.
Mit welcher Kamera gehen Sie durch Dresden auf Entdeckungsreise?
Victoria Gentsch | *1991 in Hagen am Teutoburger Wald | victoriagentsch.com | Instagram @victoria_gentsch
Etage 9
Sebastian Lang
Sign City, Dispersionsfarbe auf MDF
2025
In dieser Etage finden Sie ein farbiges Schild mit dem Namen eines bekannten Dresdner Ortes. Vielleicht hilft es Ihnen, Ihr Zimmer leichter zu finden, zugleich ist es eine Einladung, die Stadt neu zu entdecken. Einige Schilder tragen die Namen beliebter touristischer Ziele wie Residenzschloss, Zwinger oder Semperoper. Andere verweisen auf Orte, die das Stadtbild seit langer oder kürzerer Zeit prägen, aber weniger bekannt sind: Parks, Einkaufspassagen, Kulturorte, Brücken und mehr.
Wussten Sie, dass Giovanni Dolfin Dresden bereits um 1570 „Altera Florentina“ (das andere Florenz) nannte? Und das lange bevor die barocken Bauten entstanden oder die kurfürstliche beziehungsweise königliche Sammelleidenschaft weltberühmte Kunstschätze nach Dresden brachte.
Doch Dresden ist mehr als sein Beiname „Elb-Florenz“. Die vielschichtige Geschichte der Stadt reicht bis in die Gegenwart. Vertrauen Sie nicht nur Ihrem Reiseführer – werfen Sie auch einen Blick abseits der üblichen Routen.
Wie verändert sich Ihr Blick auf eine Stadt, wenn Sie bekannte Wege verlassen?
Sebastian Lang | *1993 in Bamberg | sepplang.de | Instagram: @kommissarsepperyeah
Etage 10
Gila Epshtein
Dresden Luftaufnahmen, 22 Gemälde, 20 Werke 80 cm x 80 cm, 2 Werke 100 cm x 100 cm
2025
Wenn Sie in der zehnten Etage aus dem Fenster schauen, öffnet sich ein weiter Blick über Dresden: Dächer, Türme, Straßenzüge bis zum Horizont. Doch Gila Epshtein trägt uns in ihrer Serie Dresden Luftaufnahmen noch höher hinauf. Aus einer imaginären Vogelperspektive entfalten sich quadratische Ansichten verschiedener Stadtteile. Die beiden größten Gemälde zeigen die lebendige Neustadt mit ihren engen Gassen und bunt belebten Plätzen, die historische Altstadt mit Kuppeln, Brücken und barocker Pracht. Sie lassen Maßstab und Lage im Zusammenhang erfahrbar werden. Alle Ausschnitte auf den Werken sind präzise komponiert, um den Facettenreichtum Dresdens einzufangen, von urbaner Dichte bis zu den sanften Übergängen ins Umland.
Die Farbpalette ist streng reduziert auf Sepiabraun und Weiß. Diese Beschränkung weckt Erinnerungen an alte Fotografien, ruft ein Gefühl von Nostalgie hervor und schlägt zugleich eine visuelle Brücke zu Dresdens reichem kulturellen Erbe, bis hin zu den Werken der weltberühmten Sammlung Alte Meister.
Wenn Sie Dresden von oben sehen könnten, welchen Ort würden Sie als Erstes suchen?
Gila Epshtein | gilaepshtein.de | Instagram: @gilaepshtein
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